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Veroten: St. Moritz | Las Vegas

Auf dieser Welt gibt es viele Welten, die miteinander verbunden scheinen – doch sie sind es nicht. Jede Welt folgt eigenen Gesetzen, verbirgt eigene Unterwelten, trägt eigene Masken. Der Schein trügt: Was oben glänzt, fault unten. Was verbindet, trennt zugleich. Namen lügen, Ursprünge verschwinden, Oberflächen täuschen. Unter dem Glanz liegen Sucht und Leere, unter der Verbindung herrscht Isolation, unter dem Bewussten steuern verborgene Muster. Oben ist unten, Kälte und Hitze verbrennen gleich, Entwicklung ist oft Rückkehr. Transformation beginnt mit dem Blick hinter den Schein – in die Tiefe, wo die wirklichen Welten liegen und wo aus Erkenntnis Richtung wird.


Allegorisches Konzept: Oben & Unten

Die Dualität zweier Welten

OBEN: St. Moritz – Der heilige Schein

“Sankt Mauritius” – Der dunkle Märtyrer als Namenspatron der hellen Höhen

Das Paradox:

  • Ursprung: Armes, abgeschiedenes Bauerndorf, eisig und isoliert
  • Entwicklung: Zur glamourösen Open-Air-Bühne der “Hot Society”
  • Die Lüge: Aus der Armut wird exklusive Reinheit inszeniert
  • Der Schein: Weiß, hell, rein – aber künstlich überhöht
  • Die Sucht: Nach Höhe, Status, Distinktion, Exklusivität
  • Die Ironie: Benannt nach einem dunkelhäutigen Märtyrer, geworden zum whitesten der weißen Orte

Richtung: Nach oben strebend, dünnere Luft, Abgehobenheit, Kälte trotz “heißer” Society


UNTEN: Las Vegas – Die verdorrte Wiese

“Die Auen” – Wo grüne Hoffnung zur brennenden Illusion wurde

Das Paradox:

  • Ursprung: Fruchtbare Oasis, grüne Wiesen, Leben in der Wüste
  • Entwicklung: Die Quellen versiegten, der Schein blieb
  • Die Lüge: “Die Wiesen” ohne Wasser, Leben ohne Substanz
  • Der Schein: Neon-Oasen, künstliche Welten, simulierte Träume
  • Die Sucht: Glücksspiel, Sex, Speed, Spektakel – alles Sucht
  • Die Ironie: Heißt “die Wiesen”, ist absolute Dürre und Künstlichkeit

Richtung: Nach unten sinkend, Unterwelt, Hitze, brennende Begierden


Die allegorische Achse

Vertikale Spannung:

        ↑ OBEN ↑
    St. Moritz (1.856m)
    Kälte • Weiß • Helle Höhen
    Heiligkeit als Maske
    Exklusion durch Elevation
         
         ⊙ MITTE ⊙
         
    Las Vegas (610m)
    Hitze • Neon • Dunkle Tiefen
    Sünde als Geschäft
    Inklusion durch Illusion
        ↓ UNTEN ↓

In alle Richtungen:

NORD (Kalt/Distanziert): St. Moritz – europäische Kühle, alpine Isolation

SÜD (Heiß/Nah): Las Vegas – amerikanische Hitze, Wüsten-Intimität des Verfalls

OST (Ursprung/Alt):

  • St. Moritz: Alte Welt, Geschichte, Märtyrer-Mythos
  • Las Vegas: Spanische Entdecker, versiegte Ursprünge

WEST (Entwicklung/Neu):

  • St. Moritz: Neue Reichtümer auf alten Bergen
  • Las Vegas: Neuer Glanz auf toter Erde

Kernthesen der Allegorie

1. Die verkehrte Namensgebung:

  • Der Heilige (Dunkle) Moritz thront über dem weißesten Ort
  • Die grünen Wiesen verdorrten zur dürrsten Illusion

2. Ursprung vs. Entwicklung:

  • Armut → Reichtum (St. Moritz)
  • Fruchtbarkeit → Sterilität (Las Vegas)
  • Beide haben ihre Wahrheit verloren

3. Die Sucht als Bindeglied:

  • St. Moritz: Statussucht, Höhensucht, Reinheitssucht
  • Las Vegas: Spielsucht, Sexsucht, Spektakelsucht
  • Gemeinsam: Sucht nach dem, was nicht (mehr) ist

4. Schein & Lüge:

  • St. Moritz lügt durch Auslassung (die Armut, der dunkle Heilige)
  • Las Vegas lügt durch Addition (Neon, wo Wasser war)

5. Unterwelt überall:

  • Oben: Die eisige Unterwelt der Exklusion
  • Unten: Die brennende Unterwelt der Exzesse
  • Dazwischen: Wir alle, gefangen im Vertikalen

Schlussmeditation

Beide Orte sind vertikale Fluchtpunkte – man flieht nach oben (St. Moritz: Elevation als Erlösung) oder nach unten (Las Vegas: Versenkung als Vergessen).

Die Wahrheit liegt vielleicht horizontal: In der Ebene, die beide verbindet – in der Anerkennung, dass oben wie unten der gleiche Schein regiert, nur in verschiedenen Temperaturen inszeniert.



Kalt oder heiß – beides verbrennt.

 


Kalt oder heiß – beides verbrennt

Die 3-Stunden-Schwelle: Fehlender Schutz vor Umgebung

Die physiologische Wahrheit hinter der Allegorie

Der Mensch ohne Schutz:

  • Bei Kälte (um den Gefrierpunkt): Hypothermie nach 1–3 Stunden
  • Bei Hitze (extreme Sonneneinstrahlung): Hyperthermie nach wenigen Stunden
  • Beides führt zu Organversagen
  • Beides verbrennt – nur auf unterschiedliche Weise

Die Parallelität: St. Moritz ↔ Las Vegas

St. Moritz – Die kalte Verbrennung

Physisch:

  • Eisige Höhenluft, Kälteexposition
  • Ohne Schutz (teure Kleidung, beheizte Räume): Erfrieren

Metaphorisch:

  • Emotionale Kälte, soziale Erstarrung
  • Ohne Schutz (Status, Geld, Zugehörigkeit): Ausschluss
  • Die kalte Verbrennung: Isolation tötet langsam

Las Vegas – Die heiße Verbrennung

Physisch:

  • Wüstenhitze, Sonnenexposition
  • Ohne Schutz (Klimaanlagen, Hydration): Hitzschlag

Metaphorisch:

  • Emotionale Überhitzung, sensorische Überflutung
  • Ohne Schutz (Selbstkontrolle, Grenzen): Ausbrennen
  • Die heiße Verbrennung: Exzess konsumiert schnell

Das Konzept: Fehlender Schutz als existenzielle Bedrohung

3 Stunden – Die kritische Schwelle

Physisch:

  • Kälte: Hypothermie → Bewusstseinsverlust → Tod
  • Hitze: Hyperthermie → Organversagen → Tod
  • Zeit: 1–3 Stunden ohne angemessenen Schutz

Existenziell:

  • Oben (St. Moritz): Ohne sozialen/finanziellen Schutz → Ausschluss → Vereisung
  • Unten (Las Vegas): Ohne psychischen/moralischen Schutz → Ausbrennen → Verdampfung

Die Schutzsysteme – künstlich aber überlebenswichtig

St. Moritz braucht:

  • Physisch: Pelzmäntel, Chalets, Heizung
  • Sozial: Status, Geld, Netzwerk
  • Psychisch: Coolness, Distanz, Kontrolle
  • → Schutz durch Isolation & Elevation

Las Vegas braucht:

  • Physisch: Klimaanlagen, künstliches Licht, geschlossene Räume
  • Sozial: Anonymität, Verdrängung, Ablenkung
  • Psychisch: Betäubung, Überstimulation, Vergessen
  • → Schutz durch Illusion & Immersion

Die tragische Symmetrie

KÄLTE ← → HITZE
Erfrieren ← → Verbrennen
Hypothermie ← → Hyperthermie
Erstarrung ← → Auflösung
Isolation ← → Exzess

GEMEINSAM:
↓
Ohne Schutz: TOD binnen 3 Stunden
Mit Schutz: LEBEN in künstlicher Blase

Die tiefere Allegorie

Beide Orte sind lebensfeindlich ohne künstlichen Schutz:

St. Moritz ohne Geld/Status:

  • Du erfrierst sozial
  • Du wirst ausgeschlossen
  • Du verschwindest in der Kälte

Las Vegas ohne Selbstkontrolle:

  • Du verbrennst innerlich
  • Du wirst verschlungen
  • Du verdampfst in der Hitze

Die existenzielle Frage:

Ist der Schutz Rettung oder Gefängnis?

  • Die Pelze, Chalets, Klimaanlagen retten uns
  • Die Pelze, Chalets, Klimaanlagen trennen uns von der Wirklichkeit
  • Wir überleben nur in künstlichen Welten

Coaching-Dimension: Der fehlende Schutz

Was schützt dich?

  • Vor der Kälte: Status, Erfolg, Anerkennung, Perfektion
  • Vor der Hitze: Ablenkung, Betäubung, Exzess, Verdrängung

Was passiert ohne Schutz?

  • 3 Stunden physisch: Organversagen
  • 3 Monate psychisch: Zusammenbruch
  • 3 Jahre existenziell: Verlorenes Leben

Die Transformation:

Nicht den Schutz aufgeben – sondern erkennen:

  • Welcher Schutz ist überlebenswichtig?
  • Welcher Schutz ist Gefängnis?
  • Wo brauche ich echten Schutz (Selbstwert, Grenzen)?
  • Wo halte ich falschen Schutz aufrecht (Fassaden, Süchte)?

Schlusssatz

Kalt oder heiß – beides verbrennt.
Ohne Schutz: 3 Stunden bis zum Organversagen.
Mit falschem Schutz: Ein Leben lang bis zum Seelenversagen.

Die Frage ist nicht, ob wir Schutz brauchen – sondern welchen.


Quellen:

  • WHO Climate and Health Profile
  • CDC Hypothermia Guidelines

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