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Narrativ: Welche Story trägst du in dir?

< \ > Viele Menschen leben ihre Geschichte, ohne zu erkennen, dass sie von einem unbewussten Narrativ* gesteuert werden – eine Art innere Erzählung über sich selbst, ihre Vergangenheit und ihren Platz in der Welt. Dieses Narrativ enthält oft einschränkende Glaubenssätze, wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich habe immer Pech“ oder „Das Leben ist hart“. Solche inneren Storys prägen Entscheidungen, Verhalten und Beziehungen – häufig ohne dass man sich dessen bewusst ist.

Lebensgeschichte: Was ist deine Narrativ?

< / > Erkennen wir dieses Muster, führt das oft zu einem inneren Aufwachen: Man beginnt, die eigene Lebensgeschichte zu hinterfragen und sich zu fragen, ob das, was man glaubt, auch wirklich wahr ist. Der erste Schritt ist oft ein Gefühl von Ent-Täuschung – im wörtlichen Sinn: die Täuschung fällt weg. Man entdeckt, dass vieles im eigenen Selbstbild nicht festgeschrieben, sondern konstruiert ist – und damit veränderbar.

Wie lautet die Geschichte, die du dir selbst über dein Leben erzählst?

< | > Um das eigene Narrativ zu verändern, hilft es, es bewusst zu machen und dann gezielt zu variieren. Dazu kann man zentrale Glaubenssätze minimieren (z. B. durch kritische Reflexion), alte Wunden integrieren (z. B. durch therapeutische Arbeit), Ressourcen maximieren (z. B. durch neue Erfahrungen oder Vorbilder), gesunde Identitäten normalisieren und optimieren (z. B. durch positive Selbstbilder). Ziel ist ein flexibles Narrativ, das nicht beschränkt, sondern stärkt – eine Geschichte, in der man selbst aktiv gestalten darf.

Welche Kapitel hat dein Leben bisher geschrieben?

< /|\ > Das solltest du wissen: Ein Narrativ ist kein Fakt, sondern eine Interpretation. Es entsteht aus Erfahrungen, kulturellen Einflüssen, Sprache und Wiederholungen. Spannend: Unser Gehirn liebt kohärente Geschichten – auch wenn sie nicht objektiv wahr sind. Deshalb halten wir oft an alten Storys fest, obwohl sie uns schaden. Aber: Wer sein Narrativ neu erzählt, kann buchstäblich sein Leben neu schreiben – mit mehr Sinn, Selbstbestimmung und innerem Frieden.


*”Narrativ” bedeutet im weiteren Sinne eine erzählte Geschichte oder eine strukturierte Erzählung, oft mit einem bestimmten Deutungsmuster.


In jeder Sekunde liegt eine Kunde – ein flüchtiger Hinweis, der Wahrheit birgt, wenn wir hinschauen.

Wir vertrauen Narrativen blind – kohärente Geschichten als mentale Abkürzung. Der Wahrheitsgehalt? Oft ungewiss, geprägt von Bias und Emotion.

Wir Menschen navigieren durch das Leben, indem wir uns auf Narrative stützen – Geschichten, die wir erzählen und glauben, ohne je ihren wahren Kern zu kennen. Psychologisch gesehen dient dies als kognitive Abkürzung: Unser Gehirn bevorzugt kohärente Erzählungen, um die chaotische Komplexität der Realität zu bändigen. Doch genau hier lauert die Falle – der Wahrheitsgehalt bleibt oft im Dunkeln, geformt von Bias, Emotionen und sozialer Konditionierung, während wir blind vertrauen.


Märe = Kunde.

Mittelhochdeutsch „mære“ (Nachricht, Bericht) ist die Wurzel von „Mär“ (veraltet: Erzählung) und „Märchen“ (Verkleinerungsform). Heute oft als „Mär“ für fragwürdige Geschichte, doch ursprünglich: jede Kunde ist eine Märe – verkleidet als Sage, mit Funke Wahrheit.

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