THEMEN // ISSUES
Zeitweisen inneren oder äußeren Rückzug als gesunde Bewältigungsstrategie
In der Psychologie gibt es mehrere Fachausdrücke, die zum Konzept „Rückzug zur Rückkehr“ passen – also zu einem zeitweisen inneren oder äußeren Rückzug, der nicht als Flucht oder Kapitulation zu verstehen ist, sondern als Phase der Neuorientierung, Selbstklärung oder Regeneration. Begriffe wie Moratorium (nach Erik Erikson), Selbstvergewisserung, konstruktiver Rückzug oder Identitätsexploration beschreiben Prozesse, in denen Menschen sich bewusst oder unbewusst vom äußeren Druck entfernen, um später gestärkt, gereift oder klarer ins Leben zurückzukehren.
Moratorium – nach Erik Erikson ein Konzept aus der Entwicklungspsychologie, das eine Auszeit oder Pause beschreibt, in der sich jemand zurückzieht, um die eigene Identität zu erkunden und zu festigen, bevor er wieder aktiv wird.
Regression im Dienste des Ich (Regression in the Service of the Ego) – ein Begriff aus der psychoanalytischen Tradition. Er beschreibt einen bewussten oder unbewussten temporären Rückzug auf frühere Entwicklungsstufen, um sich zu regenerieren und dann gestärkt zurückzukehren.
Katathyme Regression – ein therapeutisches Konzept, bei dem der bewusste Rückzug in innere Bilder und Fantasien genutzt wird, um neue Einsichten zu gewinnen.
Restitution oder Reintegration – Begriffe, die den Prozess beschreiben, wie nach einer Phase des Rückzugs oder der Desorganisation eine neue, oft stabilere Organisation erreicht wird.
In der modernen Psychologie würde man auch von adaptivem Coping oder strategischem Rückzug sprechen – also von einer bewussten Strategie, sich temporär zurückzuziehen, um Ressourcen zu sammeln und dann effektiver zurückzukehren.
Das Konzept findet sich auch in der Resilienzforschung wieder, wo temporärer Rückzug als gesunde Bewältigungsstrategie verstanden wird.
Definition:
Ein psychosoziales Moratorium ist eine bewusst „aufschiebende Lebensphase“, in der sich junge Menschen von Verpflichtungen (z. B. Beruf, Partnerschaft, feste Identität) bewusst fernhalten, um ihre Identität zu suchen, ausprobieren und entwickeln.
Erikson beschrieb die menschliche Entwicklung in acht psychosozialen Stufen.
Das Moratorium gehört zur fünften Stufe:
Identität vs. Rollendiffusion
(Jugendalter, ca. 12–20 Jahre)
Es schafft Freiraum für Exploration (z. B. Beruf, Beziehungen, Werte).
Es ist kein Versagen, sondern ein produktives Innehalten, um sich selbst zu finden.
Wer sich zu früh „festlegt“, riskiert eine oberflächliche oder angepasste Identität.
„Ich mache ein Gap Year und schaue, was ich wirklich will.“
„Ich probiere mehrere Jobs aus, bevor ich mich für eine Ausbildung entscheide.“
„Ich will noch keine Beziehung, ich muss erst herausfinden, wer ich bin.“
Begriff | Bedeutung | Wirkung |
---|---|---|
Moratorium | Bewusster Aufschub von Festlegung | Explorativ, entwicklungsfördernd |
Selbsteliminierung | Rückzug aus Handlung, Verantwortung oder Sichtbarkeit | Rückwärtsgewandt, selbstbegrenzend |
🔸 Wichtig:
Ein Moratorium ist eine aktive Entscheidung zur Selbstfindung – keine Kapitulation.
Selbsteliminierung hingegen ist meist ein unbewusster Rückzug, oft aus Angst, Überforderung oder fehlender Selbstwirksamkeit.
Das Moratorium bei Erikson ist ein bewusster „Pause-Knopf“, um Identität zu entwickeln – kein Rückzug ins Nichts.
Selbsteliminierung klingt wie eine metaphorische Schwester des Suizids.
Nicht zwangsläufig tödlich, aber radikal in der Wirkung:
„Ich bin raus – nicht weil ich scheitere, sondern weil ich mich selbst lösche.“
Wenn du damit arbeitest (z. B. essayistisch, künstlerisch oder analytisch), kannst du genau mit dieser Spannung spielen: zwischen sprachlicher Nähe zu Suizid und inhaltlicher Distanz davon. Das macht den Begriff so stark – und auch unbequem.
Selbsteliminierung bezeichnet allgemein den Vorgang, bei dem sich eine Person, Gruppe oder ein System selbst aus dem Spiel nimmt, sich also absichtlich oder unbeabsichtigt selbst entfernt, aufgibt oder zerstört. Der Begriff wird je nach Kontext unterschiedlich verwendet:
In politischen oder sozialen Kontexten kann Selbsteliminierung bedeuten:
Beispiel:
„Durch seine radikalen Aussagen hat sich der Politiker selbst eliminiert.“
Hier kann Selbsteliminierung bedeuten, dass sich jemand aus sozialen, beruflichen oder persönlichen Zusammenhängen selbst ausschließt, etwa durch:
Beispiel:
„Sein ständiges Misstrauen führte zur Selbsteliminierung aus seinem Freundeskreis.“
In theoretischen oder systemischen Zusammenhängen (z. B. bei Niklas Luhmann oder anderen Systemtheorien) beschreibt Selbsteliminierung oft:
In technischen, biologischen oder fiktionalen Kontexten (z. B. bei Robotern, Aliens, Computersystemen) kann Selbsteliminierung konkret bedeuten:
Selbsteliminierung bedeutet: jemand oder etwas entfernt sich selbst aus einem Prozess, einem System oder einer Gemeinschaft – durch eigenes Handeln, Versagen oder gezielte Aufgabe. Es kann freiwillig, unabsichtlich oder systembedingt sein.
In der Psychologie gibt es keinen einheitlichen Fachausdruck „Selbsteliminierung“, aber es gibt verwandte Fachbegriffe, die je nach Kontext präziser verwendet werden. Hier sind die wichtigsten:
Fachbegriff: Self-sabotage
Beispiel:
Eine Studentin lernt absichtlich nicht genug vor Prüfungen, obwohl sie eigentlich bestehen will.
Fachbegriff: Autoaggression
Fachbegriff: Self-abandonment oder Selbstverleugnung
Fachbegriff: Learned helplessness (Martin Seligman)
Es gibt keinen offiziellen Fachbegriff „Selbsteliminierung“ in der Psychologie, aber je nach Verhalten und Ursache verwendet man z. B.:
Umgangssprachlich | Fachbegriff (Psychologie) |
---|---|
Selbst ausschließen / sabotieren | Selbstsabotage |
Sich selbst schaden | Autoaggression |
Sich selbst aufgeben | Selbstverleugnung, Selbstaufgabe |
Aufgeben durch Misserfolgserwartung | Erlernte Hilflosigkeit |
Rückzug aus dem sozialen Leben | Sozialer Rückzug, Vermeidung |
Wenn du mir deinen konkreten Kontext gibst (z. B. psychische Störung, Verhalten in Gruppen, Partnerschaft, etc.), kann ich dir den genau passenden Fachausdruck nennen.
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