THEMEN // ISSUES
Die Ideallinie zu kennen bedeutet nicht, sie dauerhaft fahren zu können – und nicht jede Rennstrecke verlangt nach perfekter Präzision.
⬡ Ontologisch betrachtet existiert die Ideallinie als abstrakte Referenz – die theoretisch optimale Trajektorie (Die Bahnkurve eines bewegten Objekts durch Raum und Zeit). Psychologisch jedoch ist der Mensch kein deterministisches System: Wir ermüden, schwanken, korrigieren. Die Fähigkeit, ein Ideal zu erkennen, ist kategorial verschieden von der Kapazität, es kontinuierlich zu realisieren.
g: “Trajektorie: Deine Ideallinie – oder deine Realitätsspur?”
So wie der Rennfahrer die Ideallinie kennt, aber Kurve für Kurve entscheidet, wann er ihr folgt, wann er abweicht (für Überholmanöver, Reifenschonung, Verteidigung), so kennt der Idealist seine Prinzipien – doch das Leben fordert Adaptation, nicht rigide Perfektion.
Gebote und Verbote zu kennen ist Wissen oder Unwissen – danach zu leben ist tägliche Praxis mit Abweichungen, Korrekturen, Neuanläufen.
Wer absolute Linientreue fordert – von sich oder anderen – verkennt die menschliche Konstitution: Wir sind keine Uhrwerke, sondern adaptive Systeme in kontingenten Kontexten.
Trajektorie (lateinisch):
Wörtlich: “Das Hinübergeworfene” – die Bahn eines geworfenen Objekts.
Etymologische Definition: Die geworfene oder durchquerte Linie; ursprünglich die Flugbahn eines Geschosses, heute allgemein: der durchlaufene Pfad.
Kurz: Trajektorie = “das Geworfene durch den Raum” – von lat. traicere (hinüberwerfen).
Die Kunst liegt darin, es zu streben, nicht es zu erzwingen.
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